Kultur
Fachtagung zur Einweihung des Kreisarchivs
„Ein wunderbares Beispiel für die interkommunale Zusammenarbeit“ nannte Landrat Dr. Arnim Brux das neue Kreisarchiv in Wetter, das am Freitag mit der Fachtagung „Zwischen Burgen und Stahl“ im historischen Sitzungssaal des Rathauses offiziell eingeweiht wurde.
Brux gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich das Kreisarchiv als ein offenes Haus für alle an der Geschichte Interessierten präsentieren und durch möglichst viele Nutzer „von Schulklassen über Heimatforscher bis hin zu professionellen zu Historikern“ die Identität des Kreises und der Region steigern werde. Bürgermeister Frank Hasenberg sprach von einer „Schatztruhe voller historischer Fundstücke und einem Wegweiser in die Geschichte des Kreises.“ Beide dankten der Kreisarchivarin Dr. Dagmar Hemmie, Stadtarchivar Dr. Dietrich Thier als Leiter des Kreisarchivs sowie seiner Mitarbeiterin Bianka Sachs für ihre Arbeit: „Sie sind es, die durch ihre Arbeit die Nutzung der Kreisakten für die Experten und Hobbyforscher erst möglich machen“, so Hasenberg.
Dann kam die Geschichte zu ihrem Recht: Da die Burgen und der Stahl die Vergangenheit der Region zwischen Ennepe und Ruhr geprägt haben, war es nur konsequent, dass sich die Vorträge der Fachtagung, die sich an die Archivare der Städte im Kreisgebiet, Vertreter der weiterführenden Schulen und die Heimatvereine der Region richtete, dem Thema „Zwischen Burgen und Stahl“ widmeten.
Prof. Dr. Heinrich Schoppmeyer, einer der führenden Vertreter der Geschichte Westfalens im Mittelalter, gab eine spannende Übersicht über die Burgen des Ennepe-Ruhr-Kreises und die wechselvolle Machtpolitik im Mittelalter. Anschließend referierte Dr. Stefan Leenen über archäologische Spuren der Burgen in der Region, bevor Dr. Olaf Schmidt-Rutsch über Stahl aus dem Ruhrtal am Beispiel der Henrichshütte in Hattingen referierte. Dann ging es noch einmal nach Wetter: Dr. Dietrich Thier informierte die Gäste über Erkenntnisse zur regionalen Stahlproduktion aus dem Hauptbuch der Schöntaler Eisenwerke Peter Harkort & Sohn 1860/63.
Hintergrund
Im Kreisarchiv im denkmalgeschützten Gebäude an der Theodor-Heuss-Straße 1 finden Karten, Bücher und Akten Platz auf 2.300 laufenden Regalmetern. Oder – andere Zahlenkombinationen – auf einer Fläche von 292 Quadratmetern können Unterlagen mit einem Gewicht von rund 180 Tonnen untergebracht werden, ein Archivwagen mit 50 Regalböden kann rund 3.000 Kilogramm Papier aufnehmen.
Inzwischen hat das Team um Archivleiter Dr. Dietrich Thier, damit begonnen, acht Jahrzehnte Kreisgeschichte aufzuarbeiten. Die ersten Archivalien sind einsortiert. Für sie wurden die Bedingungen geschaffen, die sicherstellen, dass sie Interessierten noch lange zur Verfügung stehen. Neben hohen Sicherheitsvorkehrungen im Brandschutz, einer idealen Luftfeuchtigkeit von unter 45 Prozent und einer Raumtemperatur von 17 Grad sorgt eine spezielle, UV-undurchlässige Beschichtung der Fenster für eine wahre Akten-Wohlfühlatmosphäre.
Und auch beschädigte Archivalien sind im Kreisarchiv in besten Händen: Um beispielsweise mit Schimmelpilz befallene Akten zu säubern, steht den Mitarbeitern eine „mikrobiologische Arbeitsbank“ zur Verfügung. Der EN-Kreis investiert jährlich 120.000 Euro in das Kreisarchiv.
Bild: Landrat Brux (links) und Archiv-Chef Dr. Dietrich Thier Foto: Stadt Wetter