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Wirtschaft

Genossenschaft feiert 100 Mini-Sonnenkraftwerke

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Die Bürgerenergiegenossenschaft BEG-58 hat am Freitag in einer Feierstunde eine erfolgreiche Bilanz vorgestellt. Inzwischen 100 Sonnenenergie-Anlagen erzeugen umweltfreundlich Strom im EN-Kreis.

Wenn es ums Klima geht, geht es auch immer um Zahlen. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien in der Europäischen Union auf 32 Prozent steigen. Darauf haben sich Anfang Juni die EU-Staaten, die EU-Kommission und das EU-Parlament geeinigt. Derzeit liegt der Anteil der erneuerbaren Energien bei gerade einmal 17 Prozent – ein Teil davon wird in Wetter und den umliegenden Städten mit Hilfe der Sonne produziert.

Und hier kommt nun eine Zahl ins Spiel, die zeigt, mit wie viel Energie sich Bürger dieser Stadt und der umliegenden Region auch für die Klimaziele der EU ins Zeug legen: 100 Photovoltaikanlagen betreibt die Bürgerenergiegenossenschaft BEG-58 im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen. 100 Anlagen – seit Gründung der Genossenschaft wurde im Schnitt eine pro Monat installiert – liefern zuverlässig grünen Strom. Ein Meilenstein, den die BEG-58-Mitglieder feiern. Bei einer kleinen Feier am Freitag, 22. Juni, haben die Aktiven und ihre Wegbegleiter im Stadtsaal Rückschau gehalten.

Grußworte steuerten Frank Hasenberg (Bürgermeister von Wetter als Vertreter der dachgebenden Städte), Andreas Lux (stellvertretender Hauptgeschäftsführer der SIHK), Christoph Gottwald (Genossenschaftsverband) und Alexander Dyck (Geschäftsführer von en|wohnen als Vertreter der dachgebenden Wohnungswirtschaft) bei. Wie die 100 Photovoltaikanlagen auch überregional einzuordnen sind erläuterte Christoph Gottwald: „Nach meinen Recherchen ist die BEG-58 – zumindest in NRW – die einzige Genossenschaft, die eine derartig hohe Zahl an PV-Anlagen errichtet hat.“

Im Anschluss an die Feier fand die jährliche Generalversammlung der BEG-58 statt. Mit 71 von 312 Mitgliedern war diese sehr gut besucht. Den Mitgliedern wurde über den Bau und Betrieb der Photovoltaikanlagen sowie den Entwicklungen zur Gemeinwohl-Ökonomie berichtet. Für 2017 konnte als Gewinn 33.159,40 € ausgewiesen werden. Von den Mitgliedern wurde daraufhin eine Dividende von 2,4% beschlossen. Vorstand und Aufsichtsrat wurden einstimmig entlastet.

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Die Historie

Zehn Männer und eine Frau – alles „klimabewegte Menschen“, die schon in unterschiedlichen Initiativen aktiv waren – haben sich im April 2009 dazu entschlossen, den Bau von Photovoltaikanlagen in der Region voranzubringen. Knapp ein Jahr später wird in Hagen die Bürgerenergiegenossenschaft gegründet. Die erste Solaranlage findet noch im Oktober Platz auf dem Dach der Gesamtschule Hagen-Haspe. Bei dieser Premiere sind es schon 15 ehrenamtlich Engagierte, die mit Hand anlegten. Kurze Zeit später hat die Genossenschaft 70 Mitglieder.

Dass es gemeinsam auch beim Klimaschutz leichter voran geht, zeigen die folgenden Jahre. 2011 kommt die Lokale Agenda Sprockhövel dazu und gemeinsam mit Stadt und Sparkasse Sprockhövel und dem Ennepe-Ruhr-Kreis wird der „Sprockhöveler SonnenInvest“ aufgelegt. Sechs Anlagen – unter ihnen die derzeit Produktivste der BEG-58 auf der Kreisturnhalle – und 50 neue Mitglieder bringt Sprockhövel ein. Und noch mehr: Ein Mitglied der lokalen Agenda Sprockhövel knüpft den Kontakt zur gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft des Ennepe-Ruhr-Kreises en|wohnen. „Schon bei den ersten Gesprächen wurde klar, dass der Klimaschutz ein gemeinsames Ziel ist“, sagt Rolf Weber, Vorsitzender der BEG-58. Insgesamt 23 Anlagen stehen heute auf Gebäuden der en|wohnen.

 

Gute Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit mit Wohnungsgesellschaften und Kommunen funktioniert auch in anderen Städten. In Hattingen wird derzeit die dann größte Anlage der BEG-58 gebaut, vier weitere liefern von den stadteigenen Dächern Strom. In Ennepetal stellt die Wohnungsgenossenschaft „Die Voerder“ Dachflächen für 19 Anlagen zur Verfügung, sieben weitere entstanden in Zusammenarbeit mit der Herdecker Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft. Ende 2012 – gerade einmal zwei Jahre nach der Gründung – hat die BEG-58  200 Mitglieder mit einer Einlage von 562.000 Euro.

Es hätte so weiter gehen können. Doch der Gesetzgeber grätscht den Klimaschützern dazwischen. Mit der Novellierung des Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) gerät das Finanzierungsmodell für die Bürgerenergiegenossenschaft ins Wanken. Der Bau von Photovoltaikanlagen ist kaum noch wirtschaftlich, trotz ehrenamtlichen Engagements aller Beteiligten. Dennoch bleiben die Genossen dabei, treiben ihre Projekte voran und können in den Folgejahren viele weitere Anlagen bauen. Als Dachgeber hinzugekommen sind die ha.ge.we, die Schwelmer&Soziale, die Hattinger Wohnungsgenossenschaft, die Städte Herdecke, Wetter, Witten und Bochum.

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Änderung im EU-Recht

Heute sind es 100 Anlagen, 314 Mitglieder und 1,3 Millionen Euro, die als Einlage an die BEG-58 gegangen sind. Und nun kommt die Europäische Union wieder ins Spiel: Teil der Einigung, den Anteil der erneuerbaren Energien zu steigern, sind Regeln für die Stromerzeugung, die gerade kleinen Teilnehmern am Strommarkt Erleichterungen bringen. Ohne zusätzliche Steuern und Bürokratie soll Strom ins öffentliche Netz eingespeist werden können. Initiativen wie die BEG-58 dürfen Energie speichern, verbrauchen oder weiterverkaufen. Und sie sollen Bürger beraten. Greenpeace feiert das als Meilenstein. Es sei „zum ersten Mal das Recht auf Beteiligung am Energiemarkt im Rahmen der Bürgerenergie europaweit gesetzlich verankert worden.“

Ganz allein geht das alles allerdings dann doch nicht. Also haben sich die BEG-58-Aktiven Partner gesucht. Bei den Energieversorgern, die fachliche und auch finanzielle Hilfe geben können. Bei den Banken, die bei der Kreditaufnahme unterstützen. Bei Ingenieuren, die fachlichen Rat beim Bau geben.

 

Bild (v.l.n.r.): Martin Bergmann, Rudolf Lüneborg und Rolf Weber (Vorstände der BEG-58) Beate Petersen, Dr. Christian Kingreen, Uwe Slotkowski und Andre Fastenrath (Mitglieder des Aufsichtsrates der BEG-58)

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