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Öffentliche Gelder bringen Internet aufs Land – nicht ohne Haken
Der Breitband-Ausbau durch die Telekom ist in Wetter in vollem Gange und soll bis Februar 2018 fristgerecht beendet sein. Der nächste Schritt zum schnelleren Internet in Wetter ist auch schon gemacht: Der EN-Kreis erhält von Bund und Land insgesamt 18 Millionen Euro Fördergelder für den Internet-Ausbau in ländlichen Gebieten. Das Konzept dahinter gilt jedoch als wenig zukunftssicher.
Was diese Förderung jetzt nun konkret für Wetter bedeutet, erläuterte Ulrich Schilling, Breitbandbeauftragter des EN-Kreises, nun im wetterschen Rathaus im Rahmen eines Pressegespräches. In Wetter kommt ein Teil dieser Fördermittel dem Breitband-Ausbau in Albringhausen zugute.
Beantragt hatte der Kreis für den Ausbau im gesamten Kreisgebiet insgesamt fast 18 Millionen Euro Fördergelder. Davon wurden rund 50 Prozent aus dem Bundesförderprogramm bewilligt. Die anderen 50 Prozent steuert das Land Nordrhein-Westfalen aus dem Landesförderprogramm bei. Das Programm gibt den Kreisen und Kommunen die Möglichkeit, den Ausbau des schnelleren Internets in unterversorgten Gebieten schnell und unbürokratisch umzusetzen.
Für Albringhausen nennt Schilling eine Summe von rund einer halben Million Euro (Tiefbau, Kabel, Verteilerkästen, Personal- und Planungskosten). „Von Richtung Wengern aus müsste ein Anbieter fünf Kilometer Kabel bis Albringhausen legen. Für gerade einmal 200 Hausanschlüsse. Das kann ein Anbieter in den für die Wirtschaftlichkeit zugrunde gelegten sieben Jahren nicht wieder hereinholen.“ Also greift hier für Albringhausen das Fördergeld. Ausgeschrieben wird die Bandbreite von 30Mbit im Download in Siedlungen und 50 Mbit in Gewerbegebieten.
Allerdings geht es mit dem Breitband-Ausbau auf dem Land noch nicht sofort los: die komplexe Erstellung der Ausschreibungen nimmt zwei bis drei Monate in Anspruch. Die europaweite Ausschreibung wird vermutlich im November veröffentlicht, die Angebote gehen bis Juni 2018 ein, so dass erste Aufträge im Herbst 2018 vergeben werden können. Die Zeit der Baumaßnahmen bis hin zum Abschluss des Projektes schätzt Breitbandbeauftragter Schilling auf Ende 2019.
Die derzeit projektierten und zum Teil schon im Bau befindliche Netzinfrastruktur wurde von der abgewählten rot-grünen Landesregierung geplant und entspricht bei weitem nicht dem, was man in anderen Ländern für zeitgemäß hält. Die Politiker hatten es für ausreichend gehalten, das Land mit Geschwindigkeiten um 50 MBit zu versorgen. Damit liegt NRW weit hinter den Standards anderer europäischer Länder. In Rumänien werden beispielsweise Geschwindigkeiten um 1000 MBit fast flächendeckend vermarktet.
Und weil es immer noch ein bisschen verrückter geht, weisen Fachleute darauf hin, dass die derzeit für viele Millionen gebaute Infrastruktur gar nicht geeignet ist, um eine flächendeckende Versorgung mit zeitgemäß schnellen Zugängen zu ermöglichen. Das bedeutet, dass die neue Regierung, wenn sie ihr Versprechen halten will, das Land zeitgemäß zu versorgen, alles noch einmal neu bauen müsste.
Technischer Hintergrund: Die derzeit im Bau befindliche Technik basiert auf VDSL mit der Protokollerweiterung Vectoring. Diese Technik kann aktuell maximal 100 MBit übertragen und dies auch nur dort, wo die Leitungslängen eher kurz sind. Weiterentwicklungen dieses Standards lassen in naher Zukunft eine Verdoppelung der Geschwindigkeit erwarten. Alternativen stellen die Versorgung der Kunden mit Glasfaserleitungen oder aber Internet über Kabel-TV dar. Für eine flächendeckende Glasfaserversorgung in Deutschland hat die Politik nicht einmal ein Konzept. Demnach wird wohl auch nicht mit einer schnellen Umsetzung zu rechnen sein. Internet über Kabel-TV ist durchaus leistungsfähig, da es Übertragungsraten bis 1000 MBit (DOCSIS 3.1) unterstützt. Kleiner Haken: Der örtliche Netzbetreiber hat schon größte Mühe, seine aktuell mit 200 MBit arbeitenden Anschlüsse am Laufen zu halten. Kunden berichten über ständige Störungen und laufen in Scharen zu den langsameren – aber stabilen – DSL-Anbietern davon.
Symbolfoto / Telekom