Meinung
Kommentar: Politik und Einkaufszentrum – Überleben um jeden Preis
Das Einkaufszentrum bläst zum Angriff auf die letzten drei Geschäfte in der Stadt. Das ist blöd für die betroffenen Kaufleute aber immerhin nachvollziehbar. Immerhin hat der Centerbetreiber ein paar Millionen investiert und möchte seine Flächen vermieten. Notfalls um jeden Preis.
Schuld an der Misere ist die Partei. Nicht nur, weil die Partei immer an allem Elend Schuld hat. Vor allem, weil sie es schon vor Jahrzehnten versäumt hat, ein Konzept für die Stadt zu entwickeln, dass auch nach Ende der 1970er Jahre noch tragfähig ist. Stattdessen hat sie über Jahre mit großem Aufwand gegen jeden gekämpft, der die angebrannte Suppe noch retten wollte, ohne den Segen der Partei zu haben. Zuletzt gegen uns.
Zur Erinnerung: Vor gut fünf Jahren hatten wir angeboten, mit Kapital eines Investors ein Konzept zu erstellen und eine Agentur zur Vermarktung der Stadt zu gründen. Die Partei hat das verhindert und es war ihr nicht einmal zu blöd, ihre Mitstreiter einen Leserbrief in der Zeitung gegen dieses Projekt schreiben zu lassen. Stattdessen hat die Partei Jahre später beschlossen, öffentliche Mittel im sechsstelligen (!) Bereich in die Hand zu nehmen, um in etwa das zu tun, was es damals kostenlos geben sollte. Passiert ist bis heute nichts.
Ok, es hat sich natürlich doch etwas verändert. Wir haben an jeder Ecke ein Altenheim und in der Haupteinkaufsstraße tummeln sich Dienstleister, Kirchen-GmbHs und sogar ein Beerdigungsinstitut. In jeder anderen Stadt wäre das Grund genug für den Rausschmiss aller politischen Kräfte.
Jetzt erstrecht
Mancher könnte glauben, dass es jetzt eh zu spät ist, etwas anzufangen, weil ja keine Geschäfte mehr da sind, die man retten könnte und auch die meist trostlos aussehende Innenstadt nichts mehr hat, was man vermarkten könnte.
Wir denken, dass diese Ausgangslage auch eine Basis für einen Neuanfang sein kann. Nachdem nun auch die letzten Fans verstanden haben, dass mit diesen Politikern kein Blumentopf zu gewinnen ist, könnte man ja einfach mal selbst etwas tun.
Gründet eine eigene politische Organisation und geht zu euren Großeltern oder Eltern und erklärt ihnen, dass ein Wahlzettel aus gutem Grund mehrere Stellen hat, an denen man Kreuze machen kann.
Eine erste politische Bürgerinitiative hat sich bereits formiert. Wir stellen die Leute in den nächsten Tagen vor.
Zeichen setzen und bei coolen Leuten kaufen
Die Idee des Centerbetreibers, ausgerechnet an einen Buchversand zu vermieten, bringt einen der besonders engagierten Kaufleute der Stadt in Bedrängnis. Hans-Günter Drahts „Bücherstube“ kümmert sich seit fast 40 Jahren darum, dass praktisch jeder Kundenwunsch über Nacht erfüllt wird.
Wenn jetzt direkt gegenüber ein Mitbewerber einzieht, kostet das in jedem Fall Umsatz. In einer ansonsten schlecht frequentierten Stadt kann sich jedoch niemand Umsatzeinbußen erlauben.
Wenn „Hansi“, wie ihn seine Kunden oft nennen, tatsächlich aufhören würde, ginge der Stadt ein engagierter Kämpfer verloren. Ein Mann, der sich immer für neue Ideen eingesetzt hat und coole Projekte wie zum Beispiel den Feierabendmarkt eingestielt hat. Es würde eines der letzten inhabergeführten Geschäfte verloren gehen und zugleich der vermutlich letzte Kaufmann aussteigen, der daran geglaubt hat, dass man in Wetter noch etwas retten kann.
Wir nehmen das zum Anlass, ganz offen für die verbliebenen Kaufleute zu werben. Vielleicht nehmen Sie, liebe Leser das zum Anlass, darüber nachzudenken, wo Sie einkaufen. 😉
Bild: Wenn’s am schönsten ist sollte man aufhören, lehrt uns die Geschichte: Die Staatschefs der Ostblockstaaten feiern 40 Jahre DDR. Wenige Monate später ist die DDR Geschichte und die Diktatoren landen im Gefängnis oder werden gleich aufgehängt. (Foto: Bundesarchiv)