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Opposition: Stadtparlament wird zum „UnRat“
Bei der Ratssitzung am Donnerstag sollte eigentlich nur der zweite Stellvertreter des Bürgermeisters gewählt werde. Die Sitzung endete in einem Eklat. Schließlich verließ sogar eine Fraktion den Saal. Was war geschehen?
Es ist eine alte Tradition, dass die zweitstärkste Partei den stellvertretenden Bürgermeister stellt. So war dieser Posten bisher von der CDU besitzt und wurde von Cosimo Palomba mit Leben gefüllt. Nachdem der von dem Posten zurücktrat um andere Aufgaben zu übernehmen, musste ein Neuer Amtsträger durch den rat gewählt werden. Traditionell schlägt die Partei, die den Posten zuvor besetzen durfte, einen neuen Kandidaten vor und der wird dann, im Sinne jener netten Tradition auch von der Ratsmehrheit bestätigt. Soweit die Tradition.
In Wetter war es aber dummerweise so, dass die CDU vor einigen Tagen erklärt hatte, nun Oppositionsarbeit zu leisten und all jene Dinge auf den Prüfstand zu stellen, die der Stadt aktuell Probleme bereiten. Dass mal jemand Widerworte gibt, hat die SPD offenbar so sehr überrascht, dass sie sich berufen fühlt, nun ganz offen gegen die neue Macht im Königreich zu kämpfen. Keine Frage, dass sie – sogar mit Ankündigung – den Kandidaten der CDU abblitzen ließ. Den, für einen solchen Fall vorgesehenen Ersatzkandidaten hatte die CDU ebenfalls parat. Der wurde erwartungsgemäß auch abgelehnt. Stattdessen wurde schließlich eine Kandidatin namens Doris Hülshoff (gehört zur SPD-treuen FDP) gewählt, die die SPD nach einer Sitzungspause „überraschend“ aus dem sprichwörtlichen Hut gezaubert hatte.
Die unwürdige Retourkutsche der Partei (SPD) war an dieser Stelle noch nicht beendet. Es stand noch die Wahl des Schulausschuß-Vorsitzenden an. Dort war CDU-Mann Palomba nominiert. Und weil der als neuer Oppositionschef natürlich für gar nichts mehr gewählt werden darf, wurde der dann auch mit der Mehrheit der SPD-Treuen nicht gewählt. Es geht schließlich nicht darum, dass Fachleute in den entscheidenen Positionen sitzen sondern darum, dass sie Linientreu sind. Palomba ist als Chef (unter anderem) der Ennepetaler Schulbehörde „nur“ ein Fachmann.
Die Reaktionen auf die gestrige Ratsshow waren erwartungsgemäß unterschiedlich. Während die letzten drei Anhänger der Partei sogar in den sozialen Medien ihren „Coup“ feierten, zeigte man sich bei den unabhängigen Parteien bestürzt. Cosimo Palomba nannte das Verhalten der Partei (SPD) „abstoßend“. Es sei „menschlich höchst unanständig“, den designierten Kandidaten Peter Pierskalla erst auf dem Seefest zur bevorstehenden Wahl zu beglückwünschen und dann mit Ansage auflaufen zu lassen.
Etwas deutlichere Worte fand die, für ihre klaren Ansagen bekannte Chefin der „Bürger für Wetter“, Inge Holland. „Ein Unrat ist das“, schimpfte die langjährige Kennerin der Wetterschen Politik. So ein unwürdiges Verhalten habe sie in 35 Jahren politischer Arbeit in Wetter noch nicht erlebt. Es sei ihr wohl bekannt, dass die SPD immer wieder mit unlauteren Methoden auf politische Gegner losgegangen sei, den Rat aber nur noch für den eigenen Machterhalt auf dem sinkenden Schiff zu missbrauchen, sei mehr als unanständig. Ratsmitglieder hätten einen Eid geschworen, sich ausschließlich für das Wohl der Stadt und ihrer Bürger einzusetzen, nicht für das Wohl der Partei.
Es werden wohl noch spannende Dinge passieren, vermutet der „Unrat“-Reporter…
Symbolfoto / Archiv