Kultur
Klassik an der Ruhr: Justus macht’s nochmal in der Halle
Noch parken die Fahrzeuge des Stadtbetriebes in der großen Halle, in wenigen Wochen wird dort das zweite Konzert der »musik:landschaft westfalen« unter dem Titel „Klassik an er Ruhr“ stattfinden. Am Donnerstag, den 28. Juli verwandelt sich der Betriebshof in einen temporären Konzertsaal für Justus Frantz und die Philharmonie der Nationen und rund 700 Zuhörer. „Unser Ziel ist einfach formuliert: Wir wollen klassische Musik auf höchstem Niveau mit den besten Interpreten an die schönsten und interessantesten Orte in ganz Westfalen holen – als «Festival für alle Sinne« dürfen selbstverständlich auch die lukullischen Genüsse nicht zu kurz kommen“ beschreibt der Intendant des westfälischen Sommerfestival, Dirk Klapsing, das, was die Besucher in Wetter erwartet. „Klassik für Alle,“ so Klapsing weiter, sei nur dann zu erreichen, wenn auch außergewöhnliche Orte wie der Betriebshof dort als Konzertaal genutzt würden, wo mangels räumlicher Alternativen Veranstaltungen dieser Größenordnung außen vor blieben.
Justus Frantz kehrt mit einem spannenden Programm zurück zu seinem zweiten Konzert in Wetter: Aus der Feder von Ludwig van Beethoven stammt die Ouvertüre „Prometheus“ op. 43 und die Sinfonie Nr. 2 D-Dur sowie das Klavierkonzert c-Moll op. 37, auch als drittes Klavierkonzert des großartigen Komponisten bekannt . Justus Frantz wird es als Pianist vom Flügel leiten. Joseph Haydns Symphonie Nr. 94 G-Dur „Mit dem Paukenschlag“ komplettiert den Abend.
Das dritte Klavierkonzert schrieb Beethoven zwischen 1800 und 1803 und wurde am 5. April 1803 in Wien uraufgeführt. Ein Freund Beethovens, den dieser gebeten hatte, ihm bei der Uraufführung die Noten umzublättern, berichtete später, daß diese, abgesehen von einigen „mir vollkommen unverständlichen ägyptischen Hieroglyphen“ leer waren. Ob das Werk bis dahin hauptsächlich in des Meisters Kopf existierte, ist nicht überliefert. Es ist das einzige aus Beethovens Feder, das in einer Moll- Tonart geschrieben wurde und gilt als sein erstes mit sinfonischen Merkmalen, was der Gattung der Klavierkonzerte den Weg aus den Salons in die Konzerthäuser bereiten sollte. Das c-Moll- Konzert hat, ähnlich wie Mozarts Klavierkonzerte KV 466 und 491 , einen gebrochenen Akkord in den Streichern als Kopfmotiv, eine Pauke im Kadenzausgang sowie zwischen Kadenz und Schlusstakt eine Ausführung der Coda durch das Klavier.
Die Geschöpfe des Prometheus op. 43 ist ein Ballett , zu dem Beethoven die Musik schrieb und Salvatore Viganò Libretto und Choreographie beisteuerte. Die Uraufführung erfolgte am 28. März 1801 am Wiener Hofburgtheater. Bereits zu Lebzeiten wurde die Ouvertüre häufig ohne die Ballettmusik aufgeführt und gehört heute zum Standartrepertoire der internationalen Orchester.
Im gleichen Zeitraum wie das 3. Klavierkonzert entstand die 2. Sinfonie in D-Dur op 36.Die Musikwissenschaftler sind sich darüber einig, daß sie ein wichtiges Zeugnis für die inneren Kämpfe Beethovens in dieser Zeit sind. Er komponiert das Werk, als seine beginnende Ertaubung deutlich wird. Die überschäumend positive Grundaussage der Sinfonie wird damit erklärt, daß der Komponist die Hoffnung hatte, geheilt zu werden. „Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht“ schrieb er damals an einen guten ´Freund. Schon der erste Satz vermittelt eine Lebensfreude und Euphorie, die sich in den weiteren Sätzen wiederholt. Im Gegensatz zu seiner persönlichen Lage ist die Musik vital, lebenszugewandt und von positiven Stimmungen nur so strotzend.
Die Sinfonie Nr. 94 „Mit dem Paukenschlag“ ist eines der bekanntesten und beispielhaftesten Werke von Joseph Haydn, der als angenehmer, lustiger und meistens gut gelaunter Zeitgenosse galt und der seine Mitmenschen und sich selbst gerne einmal auf en Arm nahm. Auch der Paukenschlag in seiner berühmten Symphonie soll auf einer solchen Geschichte beruhen: Während seines Aufenthaltes in London fiel Haydn auf, daß immer wieder Teile des Publikums einschliefen, sobald die Musik langsam oder leise war. Haydn schrieb also eine Symphonie, deren zweiter Satz beides war – langsam und leise, was sich im Laufe des Stückes noch steigerte. Wie erwartet, nickten bei der Uraufführung viele im Publikum ein – um dann jäh und plötzlich von einem ohrenbetäubenden und durch das gesamt Orchester gespielten Knall, dem berühmten Paukenschlag, aufgeweckt zu werden. Dass die Zuschauer in Wetter nicht einschlafen, sollte selbstverständlich sein.
Karten für das Konzert am 28. Juli gibt es in der Bücherstube Draht, in der Post- Filiale im Ruhrtalcenter, in den AVU- Trffpunkten, unter der Hotline 02861/ 703 8586 oder
unter garnitz@pr-esto.de. Nähere Infos www.musiklandschaft-westfalen.de
Archivbild / Foto: Veranstalter