Kolumne
Der König und die Armen oder: Eure Armut kotzt mich an
Es war einmal in einem schönen kleinen Königreich an einem schönen kleinen Fluß. Nennen wir es einfach mal Schönwetter. Da gab es einen König, der hatte ganz schön viel Geld. Nennen wir ihn einfach mal Hasenhügel. Sein Volk hatte nicht so viel Geld, denn die meisten Geschäfte im Königreich waren schon vor langer Zeit Pleite gegangen. Da kam eine gütige alte Dame – nennen wir sie einfach mal Oma Holland – und begann Lebensmittel an Menschen mit wenig Geld zu verschenken, damit sie sich auch mal etwas besonderes leisten können. Zum Beispiel mit den Kindern ein Eis essen gehen. Der König fand es nicht lustig, dass jemand anderes plötzlich als Wohltäter in seinem Reich auftrat. Sofort ließ er verkünden, dass es in seinem Königreich gar keine Armut gebe. Trotzdem ließ er sich noch am gleichen Tag zum Schirmherr der Armenspeisung ernennen.
Eines schönen Tages dann passierte, was passieren musste. Einer der altersschwachen Kühlschränke in Oma Hollands wohltätiger Organisation gab mit einem lauten Knall den Geist auf. Oh Gott, rief sie, wie sollen wir denn jetzt die Lebensmittel für die Armen, die es ja gar nicht gibt, aufbewahren? Eilig rief sie den König zur Hilfe. Schließlich hatte er sich ja selbst zum Schirmherr ernannt und viel Geld hat er auch – dann hat er sicherlich auch etwas Geld für einen neuen Kühlschrank – dachte Oma. Nein, sagte der König, einen Kühlschrank habe ich auch nicht. Traurig zog Oma Holland von dannen. Doch, oh Wunder, ein edler Ritter – nennen wir ihn einfach mal Onkel Peitz – kam daher und tröstete die hilfsbereite Oma. Was ihr denn fehle, wollte er wissen. Ein Kühlschrank für die Armen, die es nicht gibt, hätte ich so gern, antwortete sie. Da eilte der edle Ritter nach Hause, nahm seinen besten Kühlschrank und trug ihn noch am selben Nachmittag in Omas kleinen Laden.
Noch während alle diese wunderbaren Dinge passierten, hatte am anderen Ende des Königreichs ein guter Geist – nennen wir sie einfach mal Noreen – ein Auge auf Oma geworfen. Schon lange hatte sie ihre Bemühungen beobachtet und wollte auch etwas beitragen. So bastelte sie mit Schülern eines Gymnasiums lauter schöne Dinge, die sie dann auf einem großen Fest – nennen wir es einfach mal Seefest – verkaufte. Den Erlös schenkte sie dann der Oma – für die Armen, die es ja nicht gibt. Schon wieder so eine Wohltäterin, die mir die Show stehlen will, schimpfte der König. Schließlich stapfte er mit großen Schritten zum Stand der fleißigen Schüler auf dem Volksfest. Dort erklärte er den Kindern und ihre Lehrerin, dass es ja gar keine Armen im Königreich gebe. Die Kinder waren traurig. Hatten sie etwa alles umsonst gemacht? Der gute Geist tröstete sie und erklärte ihnen, dass sie alles genau richtig gemacht hätten. Und dann erklärte sie ihnen, dass die Könige, die ja den ganzen Tag auf einem riesigen Haufen Geld sitzen, schnell einmal vergessen, wie es dem Volk vor den Toren des prächtigen Schlosses geht.
Die Kinder hatten viel aus dieser Begegnung gelernt. Sie versprachen, wenn sie einmal erfolgreich und wohlhabend sein sollten, immer auch an die Menschen zu denken, die nicht so viel Geld haben.
Und wenn sie nicht gestorben sind… 😉
Dieses Märchen basiert auf einer wahren Geschichte. Alle Akteure sind aber frei erfunden. Ähnlichkeit mit lebenden Personen wäre rein zufällig.