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Großflächiger Stromausfall dauerte Stunden – warum?
Am Dienstagnachmittag hat sich erneut ein Stromausfall im Bereich Wengern und den ländlichen Stadtteilen rund um Esborn ereignet. Zwischen 17.30 und 21 Uhr mussten die betroffenen Bewohner und Unternehmen ohne Strom auskommen. Bereits am Abend zuvor hatte es einen Blackout gegeben.
Da es sich schon um den vierten großflächigen Ausfall innerhalb weniger Monate handelte, haben wir unseren hauseigenen Experten für Energietechnik nach den Ursachen gefragt.
Warum kam es zu zwei Stromausfällen in den selben Ortsteilen innerhalb von wenigen Stunden?
Am Montagabend war ein 10.000-Volt-Kabel durch eine defekte Verbindungsstelle, eine sogenannte Muffe ausgefallen. Der Stromnetzbetreiber konnte die betroffenen Haushalte und Betriebe durch Umschaltungen anderweitig versorgen. So gingen die meisten Lichter schon nach 10 Minuten wieder an. Dies ist möglich, da die Mittelspannungsnetze in unserer Region in Ringform aufgebaut sind. Dieser Ring wird von beiden Seiten mit Strom versorgt und kann an vielen Stellen durch Schalter unterbrochen werden. Geht nun ein Kabel in dem Ring kaputt, schaltet man einfach links und rechts von der Schadstelle den Schalter aus und alle haben sofort wieder Strom. Die Reparatur der kaputten Stelle kann dann zum Beispiel am Tag darauf erfolgen. Am Dienstagnachmittag wurde bei der Reparatur des Schadens vom Vortag jedoch ein weiteres Kabel beschädigt.
Warum hat es dann am Dienstag mehr als vier Stunden gedauert, die Menschen wieder zu versorgen?
Das war ein extrem seltener Fall. Normalerweise lassen sich – wie gerade beschrieben – Fehlerstellen innerhalb einiger Minuten aus dem Ring herausschalten. Geht das Kabel aber an mehreren Stellen kaputt, funktioniert das nicht mehr. Wenn dann auch noch die beiden Enden betroffen sind, die den Ring mit Strom versorgen, dann passiert das, was wir am Dienstag erlebt haben: Alle angeschlossenen Haushalte sitzen im Dunkeln und müssen auf die Reparatur des Kabels warten. Die dauert regelmäßig Stunden, da die alten Kabel nicht gerade einfach zu flicken sind.
Warum kommt es in letzter Zeit häufiger zu Stromausfällen?
Statistisch gesehen passiert in Deutschland sehr wenig. Nur wenige Minuten müssen die Menschen pro Jahr auf Strom verzichten. In den Nachbarländern sind es oft zehnmal so viele Minuten und am Balkan gar das hundertfache. Diese Zuverlässigkeit gilt auch für das Stadtgebiet von Wetter. Dennoch wird es in Zukunft wohl deutlich mehr Probleme geben. Grund dafür ist, dass die Stromnetze in der Nachkriegszeit gebaut oder grundliegend erneuert wurden. Seitdem wurden im Wesentlichen Reparaturen erledigt. Die Kabel zum Beispiel sind nicht selten 50 Jahre alt. Damit haben sie ihre Lebenserwartung fast erreicht und verursachen immer wieder Probleme.
Was kann der Netzbetreiber gegen die „tickenden Zeitbomben“ unter der Stadt tun?
Nach meiner Einschätzung dürfte das für die Netzbetreiber die größte Herausforderung der kommenden Jahre werden. Bezogen auf die in Wetter tätige AVU kann man sagen, dass man dort sehr wohl immer wieder investiert hat. So sind beispielsweise die meisten der so wichtigen Trafostationen erneuert oder modernisiert worden. Die haben eine Schlüsselfunktion, da sie die hohe Spannung der Verteilnetze (10.000 Volt) auf die niedrige Spannung der Haushalte (400/230 Volt) umwandeln. Für das Problem der jetzt alt werdenden Kabel gibt es jedoch keine einfache Lösung. Kein Netzbetreiber könnte sich erlauben, tausende Kilometer Kabel „mal eben“ neu zu verlegen. Da hilft nur eine nachhaltige Strategie, die die regelmäßige Prüfung der „üblichen Verdächtigen“ und den vorsorglichen Austausch der als besonders unzuverlässig geltenden Bauteile vorsieht.
Hat der Netzbetreiber (AVU) so eine Strategie?
Das kann nur das Unternehmen beantworten.
Den Netzbetreiber haben wir selbstverständlich danach gefragt. Die Antwort hatte der Sprecher des Unternehmens erwartungsgemäß nicht gleich zur Hand. Man ist aber bemüht, das in den nächsten Tagen herauszufinden.
Wir berichten dann noch einmal… 🙂